im Dezember 2021:

Vielfältiges Rüebli

Angeblich haben die Niederländerinnen das Rüebli erfunden. Jedenfalls jene orangefarbene Variante, die heute in Europa verbreitet ist. Sie wollten, so die Legende, mit einem Gemüse, das in der Nationalfarbe leuchtet, ihren König Wilhelm von Oranien ehren. Der hat sich zu jener Zeit, im 16. Jahrhundert, in Konflikten und Kriegen ehrenvoll für die Freiheit der Niederlande eingesetzt – und vielleicht hat er auch, indem er sich einmal scheiden liess und dreimal heiratete, den Grundstein gelegt für eine in sozialen Fragen liberale Gesellschaft, wie sie heute in Holland anzutreffen ist.

 Allerdings existieren auch Hinweise darauf, dass Karotten bereits vor viertausend Jahren kultiviert worden sind – in der Türkei. Nochmals andere Quellen führen nach Afghanistan, in den Iran – und nach Moosseedorf. In Pfahlbauten wurden dort Rüeblisamen gefunden, deren Alter auf drei- bis viertausend Jahre geschätzt wird.

 Aber sprechen wir über die Gegenwart: Das Rüebli zählt hierzulande zu den beliebtesten Gemüsen überhaupt; weil es sich gut lagern lässt, begleitet es uns praktisch durch das ganze Jahr. Die Daucus carota gibt es freilich nicht nur in Orange; über dreihundert Sorten liefern eine riesige Farbenvielfalt.

 Eigentlich handelt es sich bei der Karotte um eine zweijährige Pflanze, die in ihrem zweiten Jahr einen verzweigten, bis zu 150 cm hohen Stängel mit cremefarbenen Blüten ausbildet. Da sich der Mensch vor allem für die Wurzel interessiert, in welcher die Pflanze ihre Nähstoffreserven anlegt, erleben jedoch nur wenigen Karotten einen zweiten Sommer. Im April und im Mai, wenn wir unsere frischen Bund-Rüebli auf den Märit bringen, liefern wir natürlich auch das Kraut mit. Dass es ganz hervorragend schmeckt, entdecken zum Glück immer mehr Menschen.

Text von Urs Mannhart


im November 2020:

Ernten bis in alle Nacht hinein - Warum?

Jetzt, da die Tage kürzer werden, tauchen sie wieder auf: Traktoren, die nachts über den Acker ziehen. Ihre giftig hellen Scheinwerfer pflügen sich durch unseren Schlaf, hektische Stimmen sind zu hören, und manchmal verschwindet der Motorenlärm erst in den frühen Morgenstunden. Tobt sich hier jemand so richtig aus, ehe mit dem Winter eine landwirtschaftlich langweilige Zeit anbricht? Werden einige Landwirte im Herbst zu unheilbaren workaholics?

Nun, ganz freiwillig legen wir Landwirtenden keine Nachtschichten ein. Es kommt uns auch nicht auf die Nacht an. Es ist schlicht so, dass es diesen Herbst ziemlich lange ziemlich nass war. Zu nass, um mit der Ernte zu beginnen. Denn wir wollen den Boden nicht verdichten. Wer bei nassem Grund mit schwerem Gefährt in den Acker fährt, tut aber genau das; er erdrückt den Boden, möglicherweise bis hinab auf fünfzig Zentimeter. Der dabei entstehende Schaden – geringere Bodenfruchtbarkeit, behindertes Pflanzenwachstum, erhöhtes Risiko für Erosion, erschwerte Bodenbearbeitung – erholt sich nicht in zwei, drei Wochen. Das kann Jahre dauern.

 Also warten wir, wenn es nass ist, eben zwei, drei Tage. Und dann nochmals zwei, weil der Boden nicht richtig trocken geworden ist, und nochmals drei, weil es abermals geregnet hat. Die Karotten, die Pastinaken, die Süsskartoffeln, die Wurzelpetersilie, die Kartoffeln, der Chicorée – all das grossartige Gemüse, wird im nassen Boden allerdings nicht mehr besser. Eher wird es anfällig für Krankheiten. Ein Pilz namens Alternaria ist zum Beispiel einer, der jetzt gerne das Laub der Karotten befällt. (Zwar gehört er zur Gattung der Fungi imperfecti, er macht seine Sache aber nicht schlecht.)

Ist es dann endlich halbwegs trocken, legen wir los. Um so viel wie möglich zu ernten, ehe der nächste Regen kommt, arbeiten wir eben in die Nacht hinein. Oder bis morgens um fünf. Dabei ist es unser Privileg, über eigene Maschinen zu verfügen. Andere sind auf einen so genannten Lohnunternehmer angewiesen. Der aber hat den schwereren Traktor, und er hat nicht die Möglichkeit, stets relativ optimale Bedingungen abzuwarten.


im September 2020:

Beliebte Blaue Beere

Mundartlich nennen wir sie meist Heiti, die Welschen nennen sie la Myrtille, und seit Jahren hat sie einen festen Platz in unserem Märit-Angebot: Die Blaubeere. Seit zwei Jahrzehnten kümmert sich Annette Zaugg rund ums Jahr um die sommergrünen Sträucher, welche die vielseitig nutzbare Blaubeeren hervorbringen. Die leicht hängende Position der Früchte wird im botanischen Jargon als nickend bezeichnet; das passt, denn sie ist beliebt.

 

Die Pflanze selbst zeigt sich erstaunlich anspruchsvoll, man könnte gar sagen, sie sei stur. Zum Beispiel gedeiht sie nur auf saurem Boden. Da wir den in Iffwil nicht haben, mussten wir ein Hochbeet bauen, das mit Schnitzeln aus Tannenholz gefüllt ist. Zudem lehnt sie Hahnenwasser schnöde ab, weswegen wir speziell für unsere Heitis eine Regenwassersammelanlage eingerichtet haben.

 

Eine ganz neue Herausforderung entsteht derzeit infolge von Klimawandel und Globalisierung. Denn die im Sommer 2011 erstmals in der Schweiz nachgewiesene Drosophila suzukii, die Kirschessigfliege, hat die Blaubeere entdeckt. Leider auch in Iffwil. Diese kleine Fliege legt, kaum beginnen die vorerst noch grünlichen Beeren zu reifen, mit einem feinen Einstich ihre Eier in die Frucht. So muss Annette dieses Jahr, statt flink pflücken zu können, bei der Ernte jede winzige Frucht auf einen Befall kontrollieren. Das Problem ist dieses Jahr so groß, dass wir im Hinblickt auf die kommende Saison gewiss Maßnahmen werden ergreifen müssen. Es gibt einheimische Insekten, welche die Drosophila bereits auf ihren Speisezettel genommen haben.  Noch sind es aber offenbar zu wenige, und emsig  tüftelt und forscht die Bio-Bewegung nach Möglichkeiten einer optimalen Regulierung. Text von Urs Mannhart


im Juni 2020:

Bohnen für den Boden

In unserer Kundenumfrage hat sich gezeigt: Am Märit fänden es viele schön, auch Hülsenfrüchte kaufen zu können. Das ist ein Wunsch, den wir gerne erfüllen. Denn Hülsenfrüchte sind nicht nur wichtig für eine ausgewogene Ernährung – sondern auch für einen gesunden Boden.

 

Kaum sind sie richtig verwurzelt, feiern Hülsenfrüchtler nämlich mit bestimmten Bodenbakterien eine folgenreiche Hochzeit. Der Botaniker Michail Woronin hat das bereits in den unterdessen etwas museal anmutenden 1860er-Jahren im Rahmen seiner Forschungen an der Uni Sankt Petersburg entdeckt: Hülsenfrüchtler zeigen Verdickungen an ihren Wurzeln; wer diese aufschneidet, blickt mitten in eine grosse Bakteriensiedlung. Die winzigen Lebewesen nisten sich in der Pflanze ein, um sich vollherzig einer wechselseitigen Symbiose zu widmen: Die Bakterien binden Stickstoff aus der Bodenluft und bereiten ihn pflanzenverfügbar auf. Im Gegenzug versorgt die Pflanze die Bakteriensiedlung mit einem Teil dessen, was sie aus der Photosynthese gewinnt.

 

Bei uns Landwirtenden ist diese Symbiose so beliebt wie relevant: Da dieser Stickstoff sowohl für die Hülsenfrüchtler selbst wie auch für Folgekulturen verfügbar ist, fördert der Anbau dieser Pflanzengattung die Fruchtbarkeit des Bodens.

 

So gesehen ist es nicht ganz uneigennützig, wenn wir dieses Jahr erstmals Borlotti-Bohnen anbauen. Und wenn in diesem Text von unbekannten russischen Botanikern die Rede ist, dann natürlich auch deshalb, weil es unfair wäre, bereits jetzt zu viele Worte zu verlieren über den hervorragenden Geschmack dieser rötlich-beige gescheckten Bohne. Denn bis zur Ernte, die für September geplant ist, dauert es noch eine Weile. Text von Urs Mannhart


im April 2020:

Blühende Visitenkarten

Prachtvoll ist es, wenn die Obstbäume blühen. Ein Baum ist eine Visitenkarte der Landschaft; ein Ausdruck seines Standortes. Das sehen wir auch auf unserem Hof: Sowohl aufstrebende, dynamisch wachsende wie auch knorrige, scheinbar in sich gekehrte Bäume stehen bei uns.

 

Obst ist nicht unser Kerngeschäft, aber unsere Hochstammbäume sind Teil des Ganzen. Teil unserer Biodiversität. Auf der Terrasse sitzend, auf Augenhöhe mit blühenden Baumkronen, das orchestrale Summen der Bienen im Ohr, streift uns bisweilen, was als Glück zu bezeichnen wohl nicht ganz falsch ist.

 

Wenn Josef, unser Baumflüsterer, von seiner Arbeit mit den Bäumen erzählt, öffnen sich ganz neue Sichtweisen. Es wird deutlich: Jeder Baum hat seine Geschichte. Wer jahrelang dafür besorgt ist, einem Baum mit sorgfältigem, wohlüberlegtem Schnitt ein Gleichgewicht zu geben zwischen Holz- und Fruchtbildung, dem wächst so ein Pflanzengeschöpf ans Herz.

 

Rings um den Hof wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen und Walnüsse; wir machen Konfitüre, geben die Früchte als Mus in unsere leckeren Joghurts, machen Moscht. Bescheidene Mengen bringen wir unverarbeitet auf den Märit. Zum Beispiel den geschmacklich hervorragenden, von Liebhabern hochgeschätzte Gravensteiner-Apfel; er wird erst reif sein, wenn der Herbst vor der Tür steht.

 

Sind wir mit dem Pflücken nicht flink genug, so fallen die Äpfel; sie tun es, da sind wir ausnahmsweise total konventionell, nicht weit vom Stamm. (Text von Urs Mannhart)


im Januar 2020:

Rande

Kalt ist’s und grau, der nächste Sommer liegt Lichtjahre entfernt, und jetzt sollen wir mit dem immergleichen wurzeligen Wintergemüse über die kulinarischen Runden kommen?

Nun, Randen werden oft unterschätzt. Nicht nur, dass das Gänsefussgewächs bei uns seit römischen Zeiten in den schönsten Farben gedeiht, es lässt sich auch ganz vielfältig zubereiten – und verleiht damit der winterlichen Küche ordentlich Schwung! Randen – früher Randerwurz genannt oder Rahner und Randich – wirft etymologisch noch Fragen auf: In den gängigen Wörterbüchern gilt die Wortherkunft als unbekannt. Unsere Störköchin Marianna Buser aber erzählt, der Name Randen habe damit zu tun, dass die Rote Beete in der Schweiz gerne am Rand des Ackers angebaut worden sei, damit man auf dem Weg in die Küche noch rasch ein paar dieser erdigen Kugeln habe ernten können.
Das klingt stimmig, und jedenfalls finden wir, die Rande gehöre nicht an den Rand gedrängt, sondern mitten in den Topf! Denn die Lateinisch Beta vulgaris genannte Pflanze kann nicht nur mit überraschenden Farben und bestrickendem Geschmack punkten, sondern auch mit höchst wertvollen Inhaltsstoffen: Sie liefert viel Vitamin B, Eisen, Kalium, Folsäure und Nitrate – letztere gelten als blutdrucksenkend. Wie zum Beispiel die Rhabarber oder der Sauerampfer weist die Rande in ungekochten Zustand auch Oxalsäure auf, die nicht von allen Menschen gleichermassen geschätzt wird. Dieser Geschmack lässt sich aber – wie in unserem Salat-Rezept – spielend mit einem Apfel neutralisieren (siehe Rezepte). Als Spezialität der Rande darf sicher ihre Farbe gelten – und die Tatsache, dass sie diese so grossherzig weitergibt. Im 18. Jahrhundert wurde Rotwein, der etwas zu hell und geschmacksschwach geraten war, gerne mit Randensaft angereichert, und heute versteckt sich hinter dem Lebensmittelfarbstoff E162 nichts anderes als das aus dem Saft der Roten Bete gewonnene Betanin. Zu finden etwa in Joghurts, in Saucen, in Kaugummis oder in Desserts. Genau dieses völlig unbedenkliche Betanin ist es übrigens auch, das den Urin rot verfärbt, wenn wir viel Randen gegessen haben.
Damit Dein Winter an Farbe gewinnt und Du in der Küche zu neuen Ideen angestiftet wirst, haben wir dir hier ein paar einfache, aber pfiffige Rezepte zusammengestellt. Du findest sie auch im Buch «Wurzelgemüse» von Marianna Buser. Viel Spaß beim Zubereiten – und guten Appetit!

 

Weitere Randen-Rezepte von Marianna Buser findest Du hier: Rezepte

oder im Buch "Wurzelgemüse", Fona Verlag 2004, www.mariannabuser.ch

Text von Urs Mannhart, Schriftsteller und Landwirt


im Dezember 2019:

Nüssler/Nüsslisalat/Feldsalat

Unser gesähter Nüssler Salat gedeiht bei jedem Wetter draussen auf dem Feld. Die flinken Hände unserer Mitabeitenden schneiden davon im Moment fast täglich - ebenfalls bei jedem Wetter.


im November 2019:

Die Fremden ganz aus der Nähe!

Spindelförmig, walzenartig, knollig: Der eigentümliche, ungehobelte Wuchs verleiht ihr einen exotischen, nach Afrika oder Südamerika duftenden Anstrich – aber sie kommt aus Iffwil: unsere Süsskartoffel.

Botanisch gesehen hat die Süsskartoffel nicht gerade viel mit der herkömmlichen Kartoffel zu tun. Viel mehr aber mit einem unbeliebten, in der Schweiz verbreiteten Beikraut. Denn die Süsskartoffel ist eine Winde, und während in anderen Teilen der Welt auch ihre Blätter gegessen werden, interessieren wir uns hier vornehmlich für die oftmals imposanten, bis zu mehreren Kilogramm schweren Knollen. Es handelt sich dabei um verdickte Wurzeln, welche die Pflanze anlegt, um Nährstoffe zu speichern – das erklärt auch deren hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen.

Da die patate douce, ursprünglich beheimatet im tropisch geprägten Klima Mittel- und Südamerikas, keinerlei Fröste erträgt, ist der Anbau in der Schweiz nicht ohne Risiko. Aber dieses Jahr hat es geklappt: Bis im Mai haben wir damit gewartet, sie ins Feld zu setzen. Und seit Ende September sind die Knollen reif.

Ehe wir sie Dir verkaufen, haben wir die Süsskartoffel einer ungewöhnlichen Behandlung unterzogen: Zehn Tage lang haben wir sie bei 30 Grad Wärme und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit gelagert. Das stärkt die Aussenschale, die Knolle wird lagerfähig – sie hält sich nun auch bei Zimmertemperatur während mehreren Monaten.

Abgesehen davon wandelt die Süsskartoffel bei dieser Prozedur Stärke in Zucker um – und intensiviert damit ihren Geschmack.

In der Küche kannst Du die Süsskartoffel vielseitig einsetzen; sie verhält sich ähnlich wie die gewöhnliche Kartoffel. Gegart im Ofen, als Zutat zu einem feinen Gemüsecurry, geröstet oder als Beigabe zum Mehl für ein Brot – mit der Süsskartoffel kannst Du fast nichts falsch machen. Kein Wunder, bildet sie in zahlreichen Ländern ein Grundnahrungsmittel. Vielleicht zählt die Region Bern auch bald dazu?


im September 2019:

Unsere Bienen

Klar, wir sollten aufhören mit diesem stressigen Job. Sollten unser Pensum reduzieren, die Nerven schonen, uns mehr Freizeit gönnen. Sollten unsere Mutter besuchen, in den See hüpfen, einen Tanzschritt üben und mitternachts Sterne zählend in der Waldlichtung stehen. Denn der wirklich wichtige Job, der wird auch ohne uns erledigt: Ungefähr ein Drittel der Nahrungsmittel, die wir Menschen zu uns nehmen, wächst allein, weil sich Bienen, Fliegen, Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten um die Bestäubung kümmern.

 

So freut es uns sehr, dass Lukas Kramer, der neu auf dem Hof wohnt, bei seinem Umzug zehn junge Bienenvölker mitgebracht hat. Ein Bienenvolk zählt circa 10’000 bis 40’000 Tiere; es leben nun ungefähr 300’000 Bienen bei uns.

 

Angesichts der immensen Arbeit, die sie leisten, können wir auch ein bisschen zurücklehnen. Da der Mai – ein entscheidender Sammelmonat – kühl und nass war, rechnen wir in diesem Jahr noch kaum mit Honig. Die Tiere werden, was sie gesammelt haben, für sich selber benötigen.


im august 2019:

der goldapfel

Die Tomate, einst auch Goldapfel, pomme d’or und noch immer pomodori genannt, erlebt eine eindrückliche Karriere. Ursprünglich beheimatet in Südamerika, kommt die Pflanze mit Kolumbus nach Europa und gilt mancherorts bis ins 19. Jahrhundert hinein als noble Zierfrucht. Im Glauben, sie sei giftig, legt sich der Mensch die bunten Kugeln nicht in den Mund, sondern als Dekoration auf den Stubentisch.

Bestrickend schön zeigt sich die Tomate noch immer. Allerdings ist sie heute derart beliebt, dass der Mensch sie masslos industrialisiert. Oft wächst sie ohne Erde in geheizten Gewächshäusern auf, wird künstlich ernährt und darauf gezüchtet, auch dann tadellos auszusehen, wenn sie lange vor ihrer Reifung geerntet und um die halbe Welt gefahren wird. Kein Wunder, bleibt der Geschmack dabei auf der Strecke.

Auf unserem Demeter-Hof in Iffwil geht es tomatlich ein bisschen anders zu und her: Da unsere selbst aufgezogenen Tomaten nur langsam, mit den allmählich steigenden Temperaturen heranwachsen, da wir im Folientunnel nicht heizen, allein mit Kompost düngen und zurückhaltend bewässern, entstehen robuste, gesunde und vitale Pflanzen – mit Schädlingen und Krankheiten haben wir selten zu tun. Viel öfter dagegen mit Lob für hervorragenden Geschmack. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass wir jeweils erst kurz vor dem Märit mit Sorgfalt die reifsten Früchte ernten – endlos frisch, leicht verletzlich, eine delikate Delikatesse!

Auch achten wir auf genetische Vielfalt: Wer kennt die Valencia, die gezahnten Bührer, das Ochsenherz, die Babuschka, die Black Prince oder die Black Krim, die Auriga, die Berner Rose oder die Cassio?

Ja, diese goldenen Äpfel sind wirklich die Essenz des Sommers. Wir ernten eine Tomate erst, wenn sie vollkommen reif ist. Kaum gekauft, gehört sie auf den Teller. Oder gleich in den Mund! (Text von Urs Mannhart )


im Juni 2019:

Frauenstreik auf dem Biohof zaugg

Das Team vom Biohof Zaugg unterstützte den Frauenstreik 2019. Sowohl auf dem Hof als auch am Märitstand gab es um 11 Uhr eine Extrapause für die Frauen! Und um 17 Uhr ging's los Richtung Bern...

 


im APril 2019:

die kohl-blumen kommen!

Der Blumenkohl, den die Romands, die Menschen hinter dem Rideau des Rösti, gemeinhin Chou-fleur nennen, was ihn nahe rückt an einen Soufleur, dieser kaum hörbar flüsternde Blumenkohl also, der gerne auch vom Kohltriebrüssler, vom Kohlweissling, von der Kohleule oder von der Kohlblattlaus gefressen wird und an dem uns, obwohl er wunderbar stolze Blätter bildet, meist allein der von ebendiesen wunderbar stolzen Blättern schützend umhüllten Blütenstand interessiert, welchen wir gerne sieden, dämpfen, frittieren oder gratinieren, dieser Blumenkohl also verwandelt die Frage, wann er denn eigentlich Saison hat, leise flüsternd zu einem kniffligen Preisrätsel, das sich auf unserem Hof mit dem Hinweis darauf lösen lässt, dass wir Ende April, Anfang Mai den hier abgebildeten, im vergangenen August gesetzten Winterblumenkohl ernten werden, während der Sommerblumenkohl, im Boden seit den ersten milden Februartagen, noch knapp drei Monate wird wachsen müssen, ehe er einen den Appetit anregenden Blütenstand gebildet haben wird.

 


im März 2019:

wir hören den Salat wachsen!

In die Erde kam er anfangs Februar, jetzt wächst er für Dich: Der erste Sommersalat des Jahres. Gesetzt haben wir Eichblatt und Kopfsalat. Daneben auch Frühlingszwiebeln.

 

Bereits Louis XIV. hat Kopfsalat im Gewächshaus anbauen lassen – auch er wollte nicht länger als nötig auf die Delikatesse warten. Wir stehen also in bester Tradition. Und arbeiten zusätzlich mit einer Folie. Sie unterdrückt Beikräuter, hält den Boden schön warm – und ist biologisch vollständig abbaubar.

 

Bis die Blätter schön grosse Köpfe bilden, werden wir uns, je nach Witterung, noch bis Mitte April gedulden müssen. Ein Skandal eigentlich. Aber es wird sich lohnen!


 

ENDE DEZEMBER 2018:

Alles bleibt anders

auf dem Biohof Zaugg!

Alles bleibt anders? Was verändert sich denn? Keine Sorge: Du wirst auch in Zukunft an unseren Märit-Ständen einkaufen können. Du wirst auch künftig Deine liebsten Produkte, die knackigsten Salate, die feinsten Milchprodukte und edle, hochwertige Fleischstücke bei uns finden. Weder unsere Philosophie, unsere Produktionsweise noch unsere Märit-Tradition wollen wir ändern – aber hinter den Kulissen bauen wir den Biohof Zaugg ordentlich um, und darüber möchten wir Dich hier kurz informieren:

Bereits seit einiger Zeit ist der Biohof Zaugg kein eigentlicher Familienbetrieb mehr, sondern eine feine, kleine Firma mit zahlreichen Betriebszweigen und über zwanzig Mitarbeitenden. Eine Firma, die zu führen äusserst anspruchsvoll ist – und unterdessen fast aus allen Nähten und Lagerräumen platzt.

 

Philipp und Niklaus Zaugg, welche den Hof seit 2013 gemeinsam leiten, haben während langen Monaten Zukunftspläne kultiviert, haben Fantasien gejätet und Möglichkeiten abgezäunt – um zu verhindern, dass die gesamte Verantwortung des komplexen Betriebs auf wenigen Schultern lastet, wird neu ein Team den kurzweiligen Hof lenken. Leider hatten wir kein Geld, um schlaue Manager anzuheuern, also übernehmen fünf bisherige Mitarbeitende die Geschäftsführung: Das ist gut so, denn sie wissen bereits, wie der Traktor läuft, wie Nützlinge anzulocken sind und wie die Hagebutte ins Jogurt findet!

 

Damit so ein Team anständig arbeiten kann, benötigt es eine taugliche Organisation. Nach abendfüllenden Diskussionen haben wir uns entschieden, eine Aktiengesellschaft zu gründen. Ein bio-dynamischer Bauernhof als AG? Das klang auch in unseren Ohren eher ungewöhnlich. Aber wir haben schließlich die Tomaten nicht auf den Augen, sondern auf dem Pflanzblätz, und also zeigten sich uns bald die Vorteile, welche die Rechtsform der Aktiengesellschaft bietet. Man muss als AG ja nicht an die Börse, man ist als AG nicht verpflichtet, Arbeiter*innen auszubeuten und Gewinn anzuhäufen. Im Gegenteil; die AG bietet uns klare, flexible und teamfähige Strukturen; sie wird es uns erlauben, gemeinsam Verantwortung zu tragen und weiterhin nicht einfach nur Lebensmittel von hoher Qualität herzustellen, sondern Lebensfreude weiterzugeben – das Leben ist bekanntlich zu kurz, um schlecht gelauntes Gemüse zu essen!

Und während sich Philipp nebst dem Engagement für die AG um sein Lohnunternehmen kümmert und uns mit Lagergemüse versorgt, wird die bisher für unsere Tierhaltung zuständige Lara Feldmann künftig im nahen Uettligen den schön gelegenen Biohof Lischerematt bewirtschaften; die Milchkühe nimmt sie gleich mit! Damit wir weiterhin die ganze Produktepalette anbieten können, werden wir unsere feine und wertvolle, von Braunvieh-Damen hergestellte Demeter-Milch von Laras Hof beziehen. In Iffwil werden wir uns umso inniger um junge, temperamentvolle Stiere und um ein paar glücklich grunzende Schweine kümmern.

Das bunte Leben der Biohof Zaugg AG beginnt am 1. Januar 2019!

Die fünf Mitglieder der Geschäftsleitung und das gesamte Team vom Biohof Zaugg freuen sich, weiterhin für Dich – und für unsere Umwelt – produzieren zu können!

Wir bedanken uns für Dein Vertrauen, für Deinen Einkauf und Deine Treue, freuen uns auf das Gespräch mit Dir und wünschen Dir schöne Festtage und einen schwungvollen Rutsch!

 Lukas, Niklaus, Aurélie, Ruth, Ilan